„Im Rausch des Schreibens“
Sonderausstellung Literaturmuseum Wien
28. 4. 2017 – 11. 2. 2018
„Im Rausch des Schreibens“ ist der Titel einer wahrlich besonderen Ausstellung des Literaturmuseums der Österreichischen Nationalbibliothek.
Gezeigt werden Handschriften und Original-Dokumente von österreichischen Schriftstellern, die in Zusammenhang mit „Drogen“ sowie bewußtseins-verändernden Substanzen aller Art entstanden sind oder diese zum Thema haben. Und das sind gar nicht so wenige. Es sind nicht nur die Georg Trakls und Joe Bergers, die hier in dieser Sonderschau exponiert werden, sondern auch Karl Kraus, Robert Musil, Heimito von Doderer bis hin zu Ingeborg Bachmann, Friederike Mayröcker, Ernst Jandl und sogar Peter Handke. Es scheint so, als wäre keine und keiner der Literaten an den Rauschmitteln vorbeigekommen, wobei das Nikotin und Alkohol zu den gängigen Menüs gehörten. Aber auch der Konsum von Härterem ist natürlich ein Thema.
Dass auch FALCO hier in der Reihe neben diesen dichterischen Größen vorkommt, ist eine posthume Ehre – wenn auch eine, die er in diesem Fall nicht seiner Sprachkunst, sondern seinem selbstgehassten „Suchtpotenzial“ zu verdanken hat. Aber egal. Er hatte selbst nie ein Hehl daraus gemacht und würde seine Präsenz unter diesen poetischen Zelebritäten zwar mit einem Schmäh, aber durchaus stolz kommentieren – nach dem Motto „Wenn i gwusst hätt, dass ma in Wien mit dem Koksen sogar in a Museum kommt, hätt i mi net zruckhoiten…“ ? oder so.. you know. ?
Leider beschränkt sich das Kapitel Falco auf das berühmt-berüchtigte „Kokain-Lied“ Ganz Wien (1981) sowie auf die Original-Textskizze von Emotional (1986). Dabei hat man übersehen, dass seine Songtexte eine Fülle an Anspielungen auf Drogen beinhalten. Es bedarf keiner besonderen interpretatorischen Gabe, um zu erkennen, dass er seit den frühesten Texten das „weiße Licht“ als Metapher für einen bewusstseinserweiterten Zustand in seinen Songs eingesetzt hat. Dieses Motiv zieht sich wie ein roter Faden von seinem Debüt-Album „Einzelhaft“ (1981) bis zu seinem Finalwerk „Out of the dark“ (1998). Hier hätte man noch einige Textstellen und vielleicht auch Zitate zeigen können.
Tatsache ist, dass alleine sein Vorkommen in dieser Sonderschau des Literaturmuseums als Zeichen gilt, dass man die Falco-Texte langsam als das erkennt, was sie sind: ein Teil der österr. Gegenwartsliteratur.
Das Zuckerl sind aber offenbar weniger die Texte selbst sondern die Handschriften. Die beiden ausgestellten Schriftstücke von Falco sind Seiten aus seinen berühmten „Notizbüchern“, die leider bis auf wenige Ausnahmen zur Gänze verschollen sind. Dieser Verlust ist besonders schmerzlich, weil darin vor allem die oft angezweifelte Autorschaft seiner Texte leicht nachgewiesen werden könnte. Auch zu wissenschaftlichen Zwecken wäre ein Einblick in diese „Notizbücher“ von besonderem Interesse. (Die Verfasserin dieser Zeilen freut sich diesbezüglich über sachdienliche Hinweise.)
Die in der Ausstellung gezeigten Schriftseiten sind ein wunderbarers Dokument dafür, wie sehr er mit seinen eigenen Texten gerungen hat. Vor allem das Schriftbild von „Emotional“ zeigt genau das, was der Song ausdrückt: dass die „Zeugung“ dieses Textes eine wahrlich emotionale Angelegenheit war.
Dieser Kurztext wird übrigens auch Bestandteil des Leseprogramms „AMADEA liest FALCO“ sein, das am 1.6.2017 im CAFE KORB Korb über die Bühne geht.
Die Ausstellung ist noch bis 11.2.2018 im Österreichischen Literaturmuseum zu sehen.